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Die Bettkanten­entscheidung

Die Bettkanten­entscheidung

Der Wecker klingelt und man merkt gleich: irgendetwas stimmt nicht – der Kopf drückt, der Rücken schmerzt und man ist nicht voll auf der Höhe. Man kratzt an der Grenze zur Arbeitsunfähigkeit aber ganz so schlimm ist es dann doch noch nicht. An solchen Tagen stellen sich Arbeitnehmer beim Aufstehen immer wieder eine Frage: gehe ich auf Arbeit oder melde ich mich krank? Unter Fachleuten ist dies auch als Bettkantenentscheidung bekannt.

Doch nicht nur die physische Verfassung spielt hierbei eine Rolle. Auch Aspekte wie die Arbeitsatmosphäre, die wahrgenommene Sinnhaftigkeit der eigenen Aufgaben sowie die Frage – fällt es überhaupt auf, wenn ich nicht komme – haben großen Einfluss auf den Ausgang. Somit sind Führungskräfte in der Lage die Bettkantenentscheidung zu beeinflussen.

Was sagen die Zahlen?

Neuen Wind rund um die Debatte brachte die Online-Studie „Arbeiten 2023“ der Pronova BKK. Am 22.01. dieses Jahres veröffentlichte die Betriebskrankenkasse in einer Pressemitteilung die Ergebnisse mit der Headline: „6 von 10 Arbeitnehmer*innen melden sich trotz Arbeitsfähigkeit krank“. Bei 59 % der Beschäftigten in Deutschland falle die Bettkantenentscheidung demnach zugunsten der Krankmeldung aus. Von den insgesamt 1.204 befragten Arbeitnehmern gaben weiterhin 10 % an sich häufig krank zu melden, 23 % gaben an dies manchmal zu tun und 26 % selten. 36 % sagen, immer zur Arbeit zu gehen, wenn sie Arbeitsfähig sind.

Zudem geht aus der Studie hervor, dass auch die Corona Pandemie die Bettkantenentscheidung beeinflusst hat. 16 % mehr bleiben seitdem auch mit einem leichten Infekt daheim.

Zur gesamten Studie →

Verantwortung der Führungskräfte

Eine große Rolle bei der Bettkantenentscheidung spielen auch die Arbeitsbedingungen. Hier können Führungskräfte ansetzen:

1. Wertschätzung

Fühlt sich der Arbeitnehmer entbehrlich und hat er Grund zur Annahme, dass sein Fehlen gar nicht weiter auffällt, wird die Entscheidung eher zugunsten der Krankmeldung ausfallen.

2. Vertrauen

Auch der Vertrauensaspekt sollte nicht unterschätzt werden. Hat der Arbeitnehmer das Gefühl, die Führungskraft zweifelt die Echtheit seiner Krankmeldung an, wird er sich eventuell extra ein ärztliches Attest ausstellen lassen.

3. Aufgabenverteilung

Auch die Aufgaben der Arbeitnehmer haben Einfluss auf den Ausgang der Bettkantenentscheidung. Langeweile am Arbeitsplatz ist wirkt sich äußerst negativ auf die Arbeitsmoral aus. Unterforderung und Boreout sind ein Problem, das laut Umfragen vor allem jüngere Arbeitnehmer betrifft. In der „Arbeitszufriedenheit in Krisenzeiten“-Studie von AVANTGARDE Experts gaben 47 % der 18 bis 34-jährigen an, sich unterfordert zu fühlen. Sehen die Arbeitskräfte keinen tieferen Sinn in ihrer Arbeit, fällt die Entscheidung für die Krankmeldung natürlich leichter.

Krank zur Arbeit – das andere Extrem

Neben denen, die bei geringfügigem Unwohlsein gleich eine Chance auf einen freien Tag sehen, gibt es auch noch die, die wirklich krank zur Arbeit erscheinen. Die Studie der Pronova BKK hat außerdem gezeigt, dass 12 % auch mit positivem Corona-Test und mildem Verlauf weiterhin zur Arbeit gehen. Das ist ebenfalls nicht ratsam.

Eine gute Nebenwirkung hatte Corona jedoch: der Vormarsch des Homeoffice. Will der Arbeitnehmer trotz Erkrankung arbeiten, kann hier das Homeoffice eine gute Möglichkeit bieten, um das Risiko einer Ansteckung des ganzen Teams deutlich verringern.

Quellen

https://www.pronovabkk.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2024/arbeitnehmer-innen-melden-sich-trotz-arbeitsfaehigkeit-krank.html

https://www.avantgarde-experts.de/de/magazin/unterforderung-arbeitsplatz-boreout/

Bildquelle

Foto von Andrea Piacquadio: https://www.pexels.com/de-de/foto/junger-mann-in-nachtwasche-die-am-morgen-unter-kopfschmerzen-leidet-3771115/

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