Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen – all das können Anzeichen eines Burnout sein. Während es sich bei Burnout laut ICD 11 (International Classification of Diseases) der World Health Organization nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein durch langfristige Überlastung ausgelöstes Syndrom handelt, ist es dennoch ein ernstzunehmendes Problem unserer heutigen Gesellschaft und sollte ernst genommen werden.
Die IDC in ihrer 11. Fassung ordnet das Burnout-Syndrom klar in den beruflichen Kontext ein und beschränkt es auch auf diesen.
„Burnout ist ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz konzeptualisiert wird, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet: 1) Gefühle der Energieerschöpfung oder Erschöpfung 2) Erhöhte mentale Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit 3) Ein Gefühl der Ineffektivität und des Mangels an Leistung. Burnout bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen verwendet werden.“ ~ Übersetzung der englischen Originalfassung
Gründe & Symptomatik
Die Auslöser sind vielfältig und verstärken sich gegenseitig. Stress am Arbeitsplatz kann wie folgt aussehen:
– Zeit- und Termindruck
– fehlende Wertschätzung
– Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten
– exorbitante Anforderungen
Zu diesen externen Stressfaktoren, kommen meist auch interne, psychische Faktoren hinzu:
– Hang zu Perfektionismus
– Selbstkritik und -zweifel
– Soziale Phobien
Daraus können dann neben den psychischen Auswirkungen auch körperliche Beschwerden kommen. Viele berichten von Dauermüdigkeit, Kreislaufproblemen, Migräne oder auch von Verdauungsbeschwerden.
Von der Symptomatik ähnelt ein Burnout einer Depression, was eine klare Abgrenzung schwierig macht. Außerdem kann das eine, das andere begünstigen. So sollte bei Verdacht auf Burnout oder Depression ein Facharzt aufgesucht werden, um Klarheit zu schaffen.
Statistiken
Da Burnout nicht als eigenständige Krankheit gilt, gibt es so gut wie keine reinen Fallzahlen. Einen kleinen Einblick in die allgemeine Lagen bieten die Berichte der Krankenkassen.
Der DAK Psychreport 2021 zeigt einen Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage pro 100 Versicherte von 2010 bis 2020 um 56 Prozent. Waren es im Jahr 2010 169,6 Tage, sind es 2020 knapp 100 Tage mehr. Zum Vergleich: andere Erkrankungsgruppen verzeichneten im selben Zeitraum einen Anstieg um 11 %.
Außerdem zeigen mehrere Statistiken, dass Frauen deutlich häufiger aufgrund psychischer Erkrankungen Fehltage verzeichnen als Männer. Besonders betroffen sind Beschäftigte im Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung.
Im AOK Fehlzeiten-Report 2022 wurden für die Diagnosegruppe Z73 „Probleme mit Bezug auf
Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“, worunter auch das Burnout-Syndrom fällt, im Jahr 2021 141,8 Fehltage je 1.000 AOK-Mitglieder erfasst. Waren es 2012 noch lediglich 92,2 Tage, bedeutet das einen Anstieg von über 50 %.
Als Grund für den Anstieg wird oft die zunehmende Aufgeklärtheit bezüglich der Thematik angeführt. Mit der damit einhergehenden entstigmatisierung psychischer Erkrankungen entscheiden sich nun auch immer mehr Leute sich professionelle Hilfe zu holen. So werden mehr Fälle erfasst und fließen in die Statistiken ein.
Fazit
Die Anzeichen von Burnout sollten ernst genommen und nicht leichtfertig als Phase abgetan werden, denn der Stress auf Arbeit kann sich auch auf das Privatleben auswirken. Viele Betroffene ziehen sich auch aufgrund der Dauermüdigkeit und Antriebslosigkeit von ihren Liebsten und Hobbys zurück.
Ein erster Schritt zur Diagnose ist, sich selbst einzugestehen, dass etwas nicht stimmt. Hierbei ist auch das darüber Sprechen sehr wichtig. Einmal bei Menschen des Vertrauens angesprochen und das Problem laut ausgesprochen macht es wahrscheinlicher auch den nächsten Schritt zu gehen und ärztliche Hilfe zu suchen.
Quellen
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Glossar/burnout.html
https://www.mediclin.de/ratgeber-gesundheit/psyche-koerper/burnout-ausgebrannt-und-erschoepft/
https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html
https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/Publikationen_Produkte/Buchreihen/Fehlzeitenreport/wido_fzr2022_verantwortung_u_gesundheit_krankheitsbed_fehlzeiten_2021.pdf
https://www.dak.de/dak/download/report-2429408.pdf
Bildquelle
Foto von Nataliya Vaitkevich: https://www.pexels.com/de-de/foto/ausbrennen-studio-konzept-stillleben-6837623/