Das Arbeitsverständnis wandelt sich und eine gesunde Work-Live-Balance hat für viele Arbeitnehmer einen höheren Stellenwert als noch vor 30 Jahren. Während die Idee der Vier-Tage-Woche schon lang in der Arbeitswelt herumgeistert, ist sie spätestens seit Anfang dieses Jahres in aller Munde. Nach etlichen Pilotprojekten und positiven Berichten haben sich drei Umsetzungsarten hervorgetan.
Modell eins sieht eine Vier-Tage-Woche vor, ohne dass sich die Wochenarbeitszeit und damit auch der Lohn ändert. Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass an den vier Tagen mehr gearbeitet werden muss. Gerade in Hinblick auf Minderjährige und Schwangere stellt das ein Problem dar, denn diese Bevölkerungsgruppen sind gesetzlich vor zu langen Arbeitstagen geschützt. Doch auch allgemein gesehen, ist diese Herangehensweise umstritten, da die Erholungsphasen der Tage zu kurz sind und auch die Konzentration und Belastbarkeit bei einem 10 Stunden Tag deutlich abnimmt. Viele begrüßen jedoch die Flexibilität die mit der Möglichkeit einer solchen Verteilung der Arbeitszeit einhergeht.
Die zweite Variante sieht eine Kürzung der Wochenarbeitszeit sowie des Lohns vor. Einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge wünschen sich 81 Prozent der befragten Vollzeitbeschäftigten eine Vier-Tage-Woche, hiervon sind jedoch nur acht Prozent auch bereit bei weniger Wochenstunden auch Lohneinbußen hinzunehmen. 17 Prozent der Befragten lehnen eine Vier-Tage-Woche generell ab.
Das dritte Modell ist das für Arbeitnehmer attraktivste: entsprechend verkürzte Wochenarbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn. Das Software Unternehmen „knowhere“ mit Sitz in Hamburg hat genau diese Variante testweise für ein Jahr eingeführt – eine 32 Stunden Woche, verteilt auf 4 Tage bei gleich bleibendem Gehalt.
Entscheidet sich ein Betrieb für die Einführung des neuen Arbeitszeitmodells stellt sich neben der Entscheidung für eine Variante auch die Frage nach dem freien Tag. Soll dieser für alle Freitags sein? Sollen die Mitarbeiter den Tag frei wählen können? Je nach Betrieb und Öffnungszeiten ist dies individuell zu klären, denn beispielsweise auf Behörden sollten die Öffnungszeiten durch das Arbeitszeitmodell nicht einschränkt werden. So Bedarf es einer klaren und fairen Verteilung auf die Wochentage und Mitarbeiter.
Das alles erhöht natürlich Aufwand und Kosten der Arbeitgeber, doch im Gesamtkontext vermelden Betriebe in Finnland, Island, Belgien und Deutschland einige Vorteile. Neben der erhöhten Produktivität der Mitarbeiter und Rückgang der Ausfälle wegen Krankheit ist ein weiteres Argument für die Einführung einer Vier-Tage-Woche die Attraktivität als Arbeitgeber. Mit dem heute noch sehr seltenen Angebot, kann ein Wettbewerbsvorteil in Sachen Fachkräfte-Erwerb einhergehen. Einer Pressemitteilung der Hotelkette 25hours zufolge, hat sich die Bewerberzahl nach Einführung der Vier-Tage-Woche verzweihundertfacht. Gerade in Anbetracht des Fachkräftemangels eine beachtlich Zahl.
Eine der wenigen Kritikpunkte, die in Bezug auf des Arbeitszeitmodell zu finden sind, ist das Bedenken bezüglich sozioökonomischer Auswirkungen und die Angst im internationalen Vergleich zurückzufallen. Die 40 Stunden Woche stammt aus der Zeit der Hausfrau, doch inzwischen hat sich besonders in Hinblick auf die Digitalisierung und auch Automatisierung von Arbeitsabläufen einiges getan. Geschäftsführer Patrick Zimmermann von „knowhere“ erklärte gegenüber der Hamburger Morgenpost: „Mit zunehmender Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen sind wir in der Lage, in weniger Wochenstunden die gleichen Ziele zu erreichen.“ Das belegt auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit der Statistik zu durchschnittlichen Arbeitszeiten. Hier wird deutlich, dass Arbeitsvolumen und Produktivität nicht direkt proportional zueinander verlaufen.
Quellen
https://www.25hours-hotels.com/docs/25hours_hotels_3_tage_frei_4_tage_woche.pdf
Bildquelle
Foto von Leeloo Thefirst von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-die-auf-weissbuch-schreibt-5408684/
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